Er war erst 24 Jahre alt, wurde als der beste studentische Unternehmer der Welt ausgezeichnet, verkauft seine Produkte in siebzig Ländern und eröffnete kürzlich in 2015 eine neue Geschäftsstelle in Boston. Steinar Henskes aus dem niederländischen Haarlem ist Gründer und Geschäftsführer der Bird Control Group, eines Unternehmens, das Vögel mithilfe intelligenter Lasertechnologie von Orten verjagt, an denen sie unerwünscht sind, wie beispielsweise Flughäfen, landwirtschaftliche Betriebe und Industriegelände.
Steinar Henskes hatte schon immer eine Faszination für Laserlicht. Bis ein paar Jahre davor betrieb er ein kleines Unternehmen, das Anwendungen mit Laserlicht entwickelte, beispielsweise für die Ausrichtung bestimmter Materialien. Als er eines Abends an einer Weide mit Laserlicht spielte, fiel ihm auf, dass die Vögel davonflogen. „Das hat mich auf eine Idee gebracht“, berichtet er. „Ich habe sofort die Möglichkeiten erkannt und in der Literatur nachgeforscht, was zu diesem Thema bereits bekannt ist. Es gibt unzählige Orte, an denen Vögel nicht erwünscht sind. Mir war klar, dass ich eine Marktlücke gefunden hatte, wenn es mir gelingen würde, den Laser als eine Art moderner und tierfreundlicher Vogelscheuche einzusetzen.“
‘Patente und Marken verschaffen einen Wettbewerbsvorteil.’
Steinar Henskes – Bird Control Group
Kein Geringerer als Albert Einstein selbst ist der Grundleger des Laserlichts. Heute kennen wir Laserlicht aus Anwendungen wie die Laser-Zeigern, die bei Vorträgen verwendet werden, außerdem kommt Laserlicht beim Abspielen von CDs und sogar zum Schneiden von Stahl zum Einsatz. „Eigentlich ist Laserlicht nichts anderes als gebündelte Lichtteilchen“, erklärt Steinar. „Es jagt Vögeln Angst ein, da es in ihre Komfortzone dringt. Man könnte es mit der Reaktion von Menschen vergleichen, die ein Auto mit hoher Geschwindigkeit auf sich zukommen sehen. Der Körper signalisiert eine drohende Gefahr. Wir haben einen Laserstrahl entwickelt, der für den Menschen ungefährlich ist, der jedoch bei Vögeln den maximalen Schreckeffekt auslöst.“ Heute, einige Jahre später, hat sich diese Formel als Goldgrube erwiesen.
Zunächst entwickelte Steinar ein Gerät für den Agrarsektor. Dieses Gerät funktionierte wie eine Taschenlampe, mit der der Landwirt aus einiger Entfernung Vögel verjagen konnte. „Ich suchte dafür Partner, beispielsweise Produktionsbetriebe. Außerdem brauchte ich ein Vertriebsnetz, das diesen Handlaser für mich verkaufte. Man merkt dann schnell, wie viel Arbeit es kostet, ein innovatives Produkt auf den Markt zu bringen. Zunächst herrschte Skepsis. Als ich jedoch Filme vorführte und Demos hielt, konnte man sich davon überzeugen, dass es funktioniert. Ein günstiges Angebot und ein wenig Werbung sorgten für den Rest.“ Lesen Sie die Innovationentipps1. Die Erfindung muss neu und erfinderisch sein, wobei die Hürde oftmals niedriger liegt als man anfänglich denken mag. Ein vorhandenes Problem mit einem vorhandenen Produkt zu lösen kann einen gewaltigen Durchbruch bedeuten.
2. Henry Ford hat einmal gesagt: “If I had asked people what they wanted – they would have said faster horses. Lassen Sie sich nicht von der anfänglichen Skepsis des Marktes verunsichern. Und denken Sie groß. Die ganze Welt kann Ihr Markt sein.
3. Suchen Sie die richtigen Partner. Schließen Sie sich bestehenden Netzwerken an, beispielsweise für den Vertrieb Ihrer Produkte. Das kann Ihrem Unternehmen den ausschlaggebenden Anstoß in die richtige Richtung geben.
4. Holen Sie Know-how und Erfahrung in Ihr Unternehmen, um innovativ zu bleiben und schnell zu wachsen. Ich selbst habe mein Studium an der TU zwar nicht abgeschlossen, in meinem Unternehmen arbeiten jedoch Ingenieure mit abgeschlossenem Studium. Und meine Investoren stecken nicht nur Geld, sondern auch Kenntnisse und Kontakte in mein Unternehmen.
5. Richten Sie gewerbliche Schutzrechte sowohl auf das Produkt als solches (Patent) als auch auf seine Bezeichnung (Marke). Das trägt zur Wertschöpfung Ihres Unternehmens bei und hilft Ihnen in Gesprächen mit Geldgebern und Investoren. Außerdem ist es ein Zeichen der Professionalität. Sie haben ein einzigartiges Produkt anzubieten, aber ist es auch geschützt? von Henskes.
Damit war der neue Standard im Bereich der Vogelvertreibung gesetzt. Die Produkte der Bird Control Group fanden rasch ihren Weg über die Grenze und zu anderen Branchen. Zuerst meldete sich die Freizeitbranche, so Steinar. „Und plötzlich saß ich bei einem Gespräch am Flughafen Schiphol. Diese Gespräche bedeuteten für mein Unternehmen einen enormen Aufschwung. Schiphol wollte natürlich einen automatischen Laser, eine Art Roboter, der einen ganzen Bereich von Vögeln freihalten konnte.“ Inzwischen gehören bereits mehrere Flughäfen zum Kundenkreis der Bird Control Group, und das weltweit.
Mit dem Wachstum des Unternehmens war auch die Notwendigkeit gegeben, die gewerblichen Schutzrechte gut zu planen. „Mir wurde klar, dass unser Produkt wirklich einzigartig ist“, erklärt Steinar mit leuchtenden Augen. Nun will er dafür sorgen, dass die Technik und die Marken der Bird Control Group den Standard im Markt darstellen. „Wir verfügen inzwischen über drei Patente auf die Technik und über mehrere eingetragene Markennamen. Das verschafft uns einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz, aber es bietet uns vor allem viele Möglichkeiten für den weiteren Ausbau des Unternehmens.“ So stiegen drei informelle Investoren ein, die über zusätzliche Sicherheiten verfügen, da die Marken und die Patente einen Wert repräsentieren. V.O. Patents & Trademarks ist der feste Berater der Bird Control Group.
Inzwischen verkauft die Bird Control Group die Laserlösungen in rund 70 Ländern. Auch die Zahl der Branchen, die diese Lösung einsetzen, nimmt noch immer zu. Agrarsektor, Luftfahrt, Freizeit und Industrie sind nur einige Beispiele dafür. „Man denke auch an die Fischerei. Jährlich verenden 300.000 Vögel, weil sie bei der Langleinenfischerei als Beifang gefangen werden. Wir stellen unsere Laser nun auch auf den Booten auf. Die Vögel halten dadurch Abstand von den gewerblichen Aktivitäten des Menschen. Wir lösen Probleme. Unsere Produkte haben also gesellschaftlich gesehen eine hohe Relevanz!“
„Innovation heißt strategische Zusammenarbeit, Wachstum, Weiterentwicklung und Verbesserung. Sie suchen Finanzmittel, um weiter in Ihr Unternehmen finanzieren zu können. Treffen Sie die richtigen Entscheidungen? In diesen Phasen ist es wesentlich, auch Ihre gewerblichen Schutzrechte gut zu regeln. Auch etablierte Unternehmen tun das. Sie wissen, wie der Markt funktioniert. Als Innovator müssen Sie sich den wirtschaftlichen Gesetze des Marktes anpassen. Ich bezeichne dies als patent reality. Patente verschaffen einem Unternehmen eine solide wirtschaftliche Basis, die den Freiraum für den nächsten Schritt schafft.“
Credits Steinar Henskens image: Mats van Soolingen