Lutz Keydel
- Europäischer und Deutscher Patent- und Markenanwalt, European Patent Litigator
- Associate
Dass nervenkitzelnde Achterbahnen in Freizeitparks ein Publikumsmagnet sind, ist allgemein bekannt. Weniger geläufig ist, dass hinter diesem Nervenkitzel viel technisches Know-how steckt. Das Ingenieurbüro Stengel GmbH aus München ist weltweiter Marktführer in der Entwicklung und Konstruktion vieler Achterbahnen, beispielsweise dem Olympia Looping auf dem Oktoberfest in München. Vor kurzem wurde eine Verbesserung des Designs mit einem Patent belohnt.
„Ingenieur Werner Stengel, sozusagen der Großmeister der Achterbahnen, startete einst mit der Entwicklung von Autoscootern. Später entwarf er die erste Achterbahn mit einem sicheren Looping“, erklärt Christian Stelzl, Geschäftsführer bei Stengel. „Die Idee für eine neue Achterbahn stammt vom Hersteller, unserem Kunden oder vom Eigentümer. Wir führen anhand dieser Idee die Berechnungen der Baukonstruktion durch, damit die Achterbahn sämtliche Anforderungen erfüllt und produziert werden kann. Dabei sind wir immer auf der Suche nach Innovationen, die die Herstellung kosteneffizienter machen.“
Eine der Innovationen ist die der verbesserten Befestigung, so genannter „Backbone-Railtracks“. Die Konstruktion von Achterbahnen dieses Typs besteht aus zwei Stahlrohren: der Basisschiene, über welche die Bahn fährt, und einem dicken Rohr, dem Rückgrat, das der Bahn Stabilität verleiht und die Kräfte auffängt. Diese Konstruktion wird bei großen Achterbahnen mit Loopings (Inversionen) angewandt. Stelzl: „Die Herausforderung besteht darin, das Rückgrat der Achterbahn mit der Schiene zu verbinden, insbesondere wenn es sich um einen gedrehten Schienenverlauf handelt. Bisher erfolgte dies mit stählernen Hohlformen, die in Maßarbeit angefertigt werden mussten. Dafür haben wir eine intelligentere Lösung gefunden.“
Die neue Konstruktion ersetzt die Verbindungsrohre durch einfache Platten. Stelzl: „Dank dem Einsatz der Platte ist keine teure Maßarbeit mehr notwendig. Auch wenn sich eine Wendung im Schienenverlauf befindet, können die Platten immer auf dieselbe Art und Weise am Backbone befestigt werden. Die Vorteile liegen auch bei der Herstellung auf der Hand: Weniger Material bedeutet weniger Gewicht und eine preisgünstigere Produktion. Selbstverständlich bleibt die Konstruktionsstabilität der Bahn erhalten. Das ist für unseren Kunden, dem Erbauer der Achterbahn, wichtig.“
‘Dank unseres Patents können unsere Kunden effizienter produzieren.’
Christian Stelzl – Ingenieurbüro Stengel GmbH
Inzwischen wurde in Deutschland ein Patent für das Design erworben. Die Patentanträge für Europa, China und die USA sind derzeit in Bearbeitung. Stelzl: „Wir verwenden das Design bereits bei neu zu bauenden Achterbahnen. Dank des Designpatents genießt unser Kunde direkt einen Wettbewerbsvorteil, da er viel effizienter produzieren kann.“
Die Vorbereitung des Patentantrags verlief in enger Kooperation. Stelzl: „Das Schöne an der Zusammenarbeit mit V.O. ist, dass wir dieselbe technische Sprache sprechen. Wir waren sofort auf einem Nenner und der Patentanwalt konnte die komplizierten Details im Patentantrag äußerst präzise in Worte fassen.“ Lutz Keydel, Patentanwalt bei V.O. München: „Wir sind beide Bauingenieure, das hilft enorm. Das Projekt verlief wie ein iterativer Prozess. Wir hatten intensiven Kontakt, alle Fragen wurden immer zufriedenstellend beantwortet. Dadurch konnten wir den Text zunehmend optimieren.“