Er entschied sich vor einem knappen Jahr voller Enthusiasmus ein Start-up zu gründen, inklusive der damit verbundenen Unsicherheit. Chemiker Andreas A. Bastian gründete sein Unternehmen AGILeBiotics auf dem Zernike Campus der Reichsuniversität Groningen. Sein Ziel ist es, im Kampf gegen Antibiotikaresistenz einen Durchbruch zu verwirklichen: „Wir verfügen inzwischen über eine Technologie, die sowohl in Europa, als auch in den Vereinigten Staaten mittels eines Patents geschützt ist. Das ist von essenzieller Bedeutung.“
Die Erwartung ist, dass im Jahr 2050 jährlich zehn Millionen Menschen an von resistenten Bakterien ausgelösten Infektionen sterben werden. Die Antibiotikaresistenz ist ein immenses, weltweites Gesundheitsproblem. Deshalb ist für Bastians junges Unternehmen jetzt der perfekte Zeitpunkt, Investoren zu überzeugen: „Ich bin sehr aktiv mit dem Pitch unserer Geschäftsidee beschäftigt. Das erste Geld ist bereits eingesammelt. Im Februar haben wir drei lokale Investoren gefunden, womit wir den Beginn unserer Forschung finanzieren können.“ Der Wissenschaftler ist sich der großen finanziellen Interessen bewusst: „Das Gewinnpotenzial unserer Erfindung ist sehr groß. Mein Team, unsere Investoren und ich glauben an die Idee und wir sind bereit, das Risiko, dass ein Start-up mit sich bringt, auf uns zu nehmen. Wir sind jetzt zu fünft, haben alle einen wissenschaftlichen Hintergrund und manche von uns haben Erfahrungen im Geschäftsleben gesammelt. Wir befinden uns in einem perfekten Umfeld mit kleinen innovativen Unternehmen, die einander aufsuchen, unterstützen und helfen.“
Enorme Kostenersparnis
Die patentierte Technologie heißt OxaSelect und ist von Bastian während seiner Promotion in Groningen entwickelt worden. Diese Technologie ermöglicht es, auf Basis alter Antibiotika leichter und schneller neue Antibiotika zu entwickeln. „Wir können die Anzahl an Syntheseschritte um 50% reduzieren. Das macht in den Produktionskosten und in der Zugänglichkeit zu den neuen Antibiotika einen großen Unterschied. Zudem ist die Erfolgschance größer, weil diese Art von Antibiotika seit den vierziger Jahren mit Erfolg Verwendung findet, noch bevor die Antibiotikaresistenz auftrat. Ich erwarte, dass wir die nächsten Jahre mit ersten Antibiotikakandidaten die ersten Tests an Mäusen durchführen können.“
Nächste Investitionsrunde
Für jedes Start-up ist Geld in dieser Phase alles. Das Patent haben wir bereits, doch eine Markteinführung ist noch weit weg. „Ich habe eine langfristige Planung für unser Unternehmen, muss aber jetzt handeln und so viel wie möglich Geld einholen. Alles ist noch unsicher, aber das gibt mir Energie, das ist die Herausforderung. Die letzten Jahrzehnte wurde in diesem Bereich sehr wenig entwickelt. Wenn wir bald über einen erfolgreichen Stoff verfügen, haben wir auch genügend Einnahmen und Chancen auf mehr Investoren. Außerdem brauchen wir innovative Start-ups jetzt mehr denn je. Obwohl im Bereich der Antibiotika wenig Fortschritte gemacht wurden, gibt es ein dringendes Bedürfnis nach neuen Antibiotika, um gegen die fortwährend zunehmenden bakteriellen Resistenzen zu kämpfen.
Communication is key
„Communication is key für uns,“ erzählt Bastian, „denn nur dann ziehen wir die Aufmerksamkeit relevanter Marktteilnehmer auf uns – dann wissen sie, was wir bieten können.” So sprach Bastian Anfang November auf der jährlichen Veranstaltung BIO-Europe in Berlin – die größte weltweite Veranstaltung im Bereich der Biotech-Industrie. „Auch dort bekamen wir viele positive Rückmeldungen. Es gibt Vertrauen in unsere Idee“, schlussfolgert Bastian. Andreas A. Bastian promovierte bei der Herrmann Group von Professor Andreas Herrmann, Mitgründer des Start-up-Unternehmens.